Februar 2021 | Deutschland steckt in der tiefsten Rezession seit der Finanzkrise 2009. Das Bruttoinlandsprodukt brach 2020 um über 5 Prozent ein. Weltweit ist der Index um 3,5 Prozent gesunken. Schauen wir jedoch an die Börsen, scheint hier Partystimmung zu herrschen. Es wirkt, als finde eine Entkopplung von Finanzmärkten und Realwirtschaft statt. Droht uns eine Situation wie das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000? Warum es sich lohnt, bei der Anlagestrategie nicht nur auf Aktien zu setzen, sondern auch in klassische Sachwerte zu investieren.
Die Rezession ist nicht neu. Schon seit gut zwei Jahren leidet die deutsche Industrie. Zu allen Problemen, die ohnehin schon bestanden, kam Anfang 2020 noch Corona hinzu. Der Industrieanteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im ersten Halbjahr 2020 von 23 Prozent auf rund 20 Prozent zurück (Quelle: Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft).
Auf der anderen Seite boomen die Börsen, die Indizes schießen in die Höhe. Der DAX hat im Februar die magische Grenze von 14.000 Punkten überschritten. Ähnliche Höchstleistungen sind auch an der Wall Street zu verzeichnen. Wenn wir die Veränderungen des deutschen Leitindex und das Bruttoinlandsprodukt vergleichen, ergibt sich ein schräges Bild. Die unterschiedliche Entwicklung der Realwirtschaft zum Aktienmarkt ist in diesen Grafiken gut zu sehen:
Prozentuale Entwicklung des Bruttosozialprodukts (Deutschland) von 2008 bis 2020 (Quelle: Statista)
Absolute Entwicklung des Deutschen Aktienindex (DAX) von 2010 bis 2021 (Quelle: Statista)
Erinnerungen an das Platzen der Dotcom-Blase kommen hoch
Dass das gefährlich sein kann, lehrt uns die Geschichte. Beispielsweise anhand legendären New Economy, die Mitte der 90er Jahre begann. Weltweit entdeckten Millionen von Kleinanlegern den Aktienmarkt für sich und investierten unter anderem in Technologieunternehmen. Dabei wussten wohl die wenigsten, wie das Geschäftsmodell eigentlich aussah. Ein Börsengang jagte den nächsten, und die Aktien gingen weg wie warme Semmeln. Die Börsenbewertung hatte mit den Firmengewinnen rein gar nichts mehr zu tun. Das Ende ist Geschichte. Als die Dotcom-Blase im März 2000 platzte, löschte sie eine Marktkapitalisierung von 5 Billionen Dollar aus. Noch schlimmer: Die auf die Pleite folgende Zinspolitik leitete die weltweite Wirtschaftskrise 2008 ein.
Auch heute spielen Spekulationen eine große Rolle an den Aktienmärkten:
- Jüngstes Beispiel ist die Gamestop-Aktie, die im Januar 2021 für großen Wirbel sorgte. Internetforen wie Reddit riefen zahlreiche Kleinanleger dazu auf, Aktien des US-amerikanischen Einzelhandelskette für Computerspiele und Unterhaltungssoftware zu kaufen. Das Ziel war jedoch nicht, Geld mit der Aktie zu verdienen. Es ging darum Hedgefonds abzustrafen, die Leerverkaufswetten auf den Titel laufen hatten. Mit Erfolg: Gemäß Handelsblatt entstanden den Profis dadurch Verluste in Höhe von 19,75 Milliarden US-Dollar.
- Auch Automobilunternehmen wie Tesla oder Nikola Motor Company setzen auf die Fantasie der Anleger. Die Bewertung von Tesla ist derzeit höher als die von VW, Daimler, BMW, Fiat Chrysler, Peugeot und Renault zusammen. Dabei fanden 2020 noch nicht einmal 400.000 Auslieferungen statt. Noch extremer ist es bei der Nikola Motor Company. Deren Bewertung lag zwischenzeitlich bei 24 Milliarden US-Dollar. Verkaufsbilanz: Null. Bestellungen gibt es viele, doch noch ist kein einziges Modell verkauft. Das rächt sich mittlerweile massiv: Der Kurs pendelt sich unterhalb der 20-US-Dollar-Marke ein, rund 80 Prozent niedriger als noch im Sommer 2020.
- Für einen Skandal sorgte die Pleite von Wirecard letztes Jahr. Hier wurde knallhart manipuliert, betrogen und gefälscht. Umsätze entstammen schlichtweg der Erfindung. Bis heute fehlt jede Spur der fehlenden 1,9 Milliarden Euro, von denen unklar ist, ob sie jemals existiert haben. Im Juni 2020 meldet Wirecard als erster Konzern in der Geschichte des DAX Insolvenz an. Hier gab es genügend Warnungen. Nur fanden sie wenig Gehör. Dadurch gerieten nicht nur die Wirtschaftsprüfer, sondern auch die BaFin in die Kritik. Den Anlegern dürften dieser Disput jedoch nichts nützen, denn ihr Geld ist weg.
Börsengänge 2020 auf Rekordniveau – droht nun Dotcom 2.0?
Während die Weltwirtschaft kränkelte, gingen so viele Unternehmen an die Börse wie seit zehn Jahren nicht mehr. Ganze 1.322 Börsengänge fanden 2020 statt, 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Emissionsvolumen stieg um 26 Prozent auf 263 Milliarden US-Dollar und erreichte den höchsten Wert seit dem Jahr 2010 (Quelle: EY).
Spitzenreiter beim Emissionsvolumen ist China mit Hongkong (116 Milliarden US-Dollar/plus 51 Prozent), gefolgt von den USA (86 Milliarden US-Dollar/plus 69 Prozent. Deutschland spielt mit neun neuen Notierungen und einem Emissionsvolumen von 1,1 Milliarden Euro nur eine untergeordnete Rolle.
Allen voran ist der Chiphersteller Semiconductor Manufacturing International mit einem Emissionsvolumen von 7,6 Mrd. USD, gefolgt vom Onlinehändler JD.com mit 4,5 Milliarden. Die Betreiber der Beijing-Shanghai High Speed Railway erlösten 4,4 Milliarden USD. In den USA führt das Tourismusunternehmen Airbnb mit 3,5 Milliarden USD die Liste an. Der Lieferdienst Doordash sammelte ebenso wie das Softwareunternehmen Snowflake 3,4 Milliarden ein. Palantir Technologies (Data Mining) reüssierte mit 2,6 Milliarden.
Die größten Börsengänge 2020:
Spacs beflügeln die Börsengänge
Seit 2020 nimmt die Bedeutung eines neuen Vehikels zunehmenden Einfluss auf die Börsengänge: Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) sind Aktiengesellschaften, die als leere Hülle an die Börse gehen. Sie dienen als Börsenmantel, der anderen Unternehmen für einen schnelleres und einfacheres Initial Public Offering (IPO) ermöglicht. Rund ein Viertel des globalen Volumens von Börsengängen ging 2020 auf diese Zweckgesellschaften zurück, so die Financial Times. Und der Boom geht weiter: Schon Ende Januar 2021 sind über 60 Spacs an die Börse gegangen. Ihr Volumen übertrifft mit einem Volumen von 18,8 Billionen USD sogar das der traditionellen IPOs.
Anleger nutzen den Hype der hohen Volumina und stürmen den Aktienmarkt. Auch das erinnert an die New Economy. Selbst, wenn es den Begriff des FOMO (Fear Of Missing Out), die Angst, etwas zu verpassen, damals noch nicht gab.
Hinzu kommt: Heute ist das Investieren an der Börse noch einfacher: Provisionsfreie Broker wie Robinhood, eToro und Trade Republic boomen. Apps verleihen mit ihren bunten Benutzeroberflächen dem Zocken eine gewisse Gamification. Es ist fraglich, ob es die Anleger überhaupt noch mit Warren Buffet halten:
„Ich investiere nur in Unternehmen, deren Geschäfte ich verstehe.“
Haben sich die Finanzmärkte tatsächlich von der Realwirtschaft entkoppelt?
Nein, sagt die FERI Gruppe. Eine Börsenrallye während einer Rezession sei nicht ungewöhnlich, so das Investmenthaus. Die Aktienmärkte seien der realwirtschaftlichen Entwicklung üblicherweise um ein bis zwei Jahre voraus. Sie bewerten schon jetzt die Chancen, die sich für die Zeit nach der Corona-Krise abzeichnen. „Eine wichtige Rolle spielen hier die beispiellosen staatlichen Rettungsprogramme, die den Weg für einen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte 2020 ebnen sollen und die zum Optimismus an den Märkten beitragen. Hinzu kommt die extrem expansive Notenbankpolitik, die massenhaft neue Liquidität geschaffen und damit die Geldbasis aufgebläht hat“, so Dr. Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation im FERI Markets Update.
Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, erwartet ein herausforderndes Jahr an den Finanzmärkten. Während 2020 vor allem die realwirtschaftliche Seite sehr kompliziert gewesen sei, seien die Börsen relativ einfach gewesen. 2021 hingegen erwarte er eine deutliche Erholung der Realwirtschaft, aber wahrscheinlich etwas komplizierte Finanzmärkte, so Stephan gegenüber dem Handelsblatt.
Warum es sich lohnt, bei der Anlagestrategie 2021 nicht nur auf Aktien zu setzen
“What goes up must come down” – diese alte Börsenweisheit könnte sich schon bald wieder bewahrheiten. Professionelle Investoren kennen die Anzeichen, doch für Privatanleger kann das überraschend und schmerzhaft sein – siehe New Economy und Dotcom-Blase. Umso wichtiger ist es, in die Anlagestrategie auch klassische Sachwertinvestments einzubeziehen. Vor allem, wenn sie nicht nur auf Fantasie, sondern auf handfeste Zahlen und Geschäftsmodelle setzen. Das scheint bei der Flut von gehypten Aktien nicht immer der Fall zu sein.
Evergreens bei den Sachwertinvestments sind Immobilien, Gold und andere Edelmetalle oder Edelsteine. Bis auf Immobilien erwirtschaften diese jedoch im direkten Investment keine laufenden Gewinne. Das ist bei Schiffen ganz anders. Der Green Ship Token der Hamburger Reederei Vogemann beispielsweise erzielt Gewinne auch aus der Vercharterung der Schiffe. Ein Markt, der derzeit stark anzieht. Und wer auf den vom Aktienkauf gewohnten Online-Zugriff nicht verzichten möchte: Auch beim Green Ship Token als Security Token Offering findet die Zeichnungsstrecke digital statt.
Sie wollen wissen, wie Sie Ihr Portfolio um die Investition in Schiffe ergänzen und sich unabhängiger von den Aktienmärkten machen? Sprechen Sie uns an.